Optimismus

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Beschäftigt man sich, wie wir im VOGLHAUS, ständig mit der Klimakrise und was wir als Gastronomie dagegen tun können, kommt man immer wieder angesichts der Größe und Komplexität an den Punkt, verzagen zu wollen. Zumal das Thema in der Branche keinen hohen Stellenwert hat.
Ein Text von Dietrich Bonhöffer, der von den Nazis umgebracht wurde, fiel mir schon vor einiger Zeit in die Hände und er hat enormes Potential, mich aus jeglicher Verzagtheit wieder heraus zu holen, obwohl ich nicht im christlichen Sinne gläubig bin. Den Appell, nie aufzugeben, möchte ich an alle unsere Gäste gerne weitergeben. Er passte auf den Kampf gegen die Nazis und er passt auf den Kampf gegen die Klimakrise.

Es ist klüger, pessimistisch zu sein: vergessen sind die
Enttäuschungen
und man steht vor den Menschen nicht
blamiert da. So ist Optimismus bei den Klugen verpönt.
Optimismus ist in seinem Wesen keine Ansicht über die
gegenwärtige Situation, sondern er ist eine Lebenskraft,
eine Kraft der Hoffnung, wo andere resignierten, eine
Kraft, den Kopf hochzuhalten, wenn alles fehlzuschlagen
scheint, eine Kraft, Rückschläge zu ertragen, eine Kraft, die
die Zukunft niemals dem Gegner lässt, sondern sie für
sich in Anspruch nimmt.


Es gibt gewiss auch einen dummen, feigen Optimismus, der
verpönt werden muss. Aber den Optimismus als Willen zur
Zukunft soll niemand verächtlich machen, auch wenn er hundertmal
irrt. Er ist die Gesundheit des Lebens, die der Kranke
nicht anstecken soll. Es gibt Menschen, die es für unernst,
Christen, die es für unfromm halten, auf eine bessere irdische
Zukunft zu hoffen und sich auf sie vorzubereiten. Sie glauben
an das Chaos, die Unordnung, die Katastrophe als den Sinn des
gegenwärtigen Geschehens und entziehen sich in Resignation
oder frommer Weltflucht der Verantwortung für das Weiterleben
für den neuen Aufbau, für die kommenden Geschlechter.
Mag sein, dass der Jüngste Tag morgen anbricht, dann wollen
wir gern die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand
legen, vorher aber nicht.


Quelle:
Widerstand und ErgebungDBW Band 8, Seite 36