Die Voglperspektive

1.
Wir wollen mit unserem Unternehmen gute Umsätze und Gewinne und damit den Lebensunterhalt der ganzen Voglschar erzielen. Dies soll maßvoll geschehen und ohne Leid und Schaden für andere Menschen, Tiere und die Welt.

2.
Wir lernen beharrlich dazu, verbessern und verändern uns ständig, sind im Fluss und in Resonanz mit dem, was uns umgibt.


3.
Wir verstehen, dass es ausschließlich von uns abhängt, wie sich die Welt verändert.


4.
Wir leben und arbeiten mit Begeisterung und Freude und genießen die Fülle. Wir achten darauf, die Quellen der Fülle nicht auszutrocknen oder zu belasten.



5.
Wir teilen unser Wissen, unsere Freude und Fülle großzügig mit unseren Gästen, Kunden und Geschäftspartnern, aber auch indem wir angemessen investieren, informieren, Steuern bezahlen, spenden und schenken.

6.
Wir vertrauen darauf, dass wir – obwohl wir ein kleines Unternehmen sind – durch unsere Handlungen und Überzeugungen dennoch eine große Wirkung entfalten, weil wir mit ihnen eine ehrlich gemeinte Sinnhaftigkeit anstreben, die auf jeden, der mit uns in Kontakt kommt, eine große Anziehungskraft ausübt.


7.
Wir laden durch diese unsere Art des Lebens und Arbeitens, des Handelns und Wirtschaftens auch andere ein, sich inspirieren zu lassen und es uns gleich zu tun und retten dadurch die Welt – mit Genuss!


8.
So einfach ist das.


Wer will ich sein?

„Wer will ich sein in dieser Welt, die drauf und dran ist, sich zu ruinieren?“ fragt sich der Journalist Bernd Ulrich in zwei hier abgedruckten Essays mit großer Ehrlichkeit und stellt fest, dass es eine der besten Entscheidungen seines Lebens war, sich für eine vegane Lebensweise zu entscheiden. Und was das auch im Umgang mit anderen Menschen bedeutet.

Er spricht von den „größenwahnsinnigen Momenten“, die er immer wieder hat, wenn er glaubt, mit seinen Texten die Welt verändern zu können. Diese größenwahnsinnigen Momente haben wir im VOGLHAUS auch und sind überzeugt, dass wir in der Gastronomie als „Pioniere des Wandels“ auch unseren Teil dazu beitragen können, die Menschen in ein neues Zeitalter eines „biophilen Bewusstseins“ zu führen, wie es der Vordenker Jeremy Rifkin nennt. Das Zurückfinden zur „Liebe für alles Lebendige“ auf der Welt ist für Rifkin die Grundvoraussetzung für das Überleben der Menschheit.

Weiterlesen in der Broschüre >

„Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe nachdenklicher, engagierter Menschen die Welt verändern kann. Tatsächlich ist es die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde.“

Margaret Mead

„Es ist und bleibt immer die revolutionärste Tat, laut zu sagen, was ist.“

Rosa Luxemburg

„Sprechend und handelnd
schalten wir uns
in die Welt der Menschen ein.“

Hannah Arendt

Zwölf Gedanken Broschüre

Zwölf Gedanken

Hast du auch „Klima-Angst“? Verdrängst du diese mit immensem Kraftaufwand, aber fühlst dich sehr unwohl damit? Weißt aber auch nicht so recht, wie du das ändern könntest? Dann geht es dir wie vielen von uns. Damit diese Angst dich nicht länger lähmt, sondern beflügelt, braucht es die „Zwölf Gedanken, um die Welt zu verändern“ von Maike Sippel, die als Konstanzer Hochschullehrerin schon viele Student*innen und auch uns im VOGLHAUS zum Handeln inspiriert hat.

Ihre Gedanken machen Lust auf die Zukunft, sie vermitteln Ideen, wie man sich „richtig“ verhalten kann innerhalb immer noch vielfach vorhandener falscher Strukturen und das ohne unmenschliche Kraftanstrengung. Wäre es nicht wunderbar, mit Kopf, Herz und Hand an einer besseren Welt mitzuwirken, so dass unsere Nachfahren einmal davon reden werden, dies sei die Zeit des „Großen Wandels“ gewesen?

Weiterlesen in der Broschüre >

„Zukünftige Generationen werden, falls es eine lebenswerte Welt für sie gibt, zurückblicken auf den epochalen Übergang zu einer lebenserhaltenden Gesellschaft, den wir schaffen. Und es ist gut möglich dass sie dies die Zeit des „grossen Wandels“ nennen werden.“

Joanna Macy

The Global Goals

Die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals SDGs) ist ein globaler Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstandes und zum Schutz unseres Planeten. Sie wurde 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet. Auch wenn wir ein kleines Unternehmen sind, wollen wir das, was in unserer Macht steht dafür tun, dass diese Ziele erreicht werden.

Die 17 Ziele in 5 Minuten erklärt findest du hier >

1 Keine Armut
2 Keine Hungersnot
3 Gute Gesundheitsversorgnung
4 Hochwertige Bildung
5 Gleichberechtigung der Geschlechter
6 Sauberes Wasser und Sanitäre Einrichtungen
7 Erneuerbare Energie
8 Gute Arbeitsplätze und wirtschaftliches Wachstum
9 Innovation und Infrastruktur
10 Reduzierte Ungleichheiten
11 Nachhaltige Städte und Gemeinden
12 Verantwortungsvoller Konsum
11 Nachhaltige Städte und Gemeinden
12 Verantwortungsvoller Konsum
13 Maßnahmen zum Klimaschutz
14 Leben unter dem Wasser
15 Leben an Land
16 Frieden und Gerechtigkeit
17 Partnerschaften, um Ziele zu erreichen

Gemeinwohl-Ökonomie

Wir sind Mitgliedsunternehmen der Gemeinwohl-Ökonomie, dem „Wirtschaftsmodell mit Zukunft“, welches die Wirtschaft wieder vom Kopf auf die Füße stellen will. Geld soll Mittel und nicht Zweck des Wirtschaftens sein. Natürlich sollen und müssen Unternehmen angemessene Gewinne machen, aber Waren und Dienstleistungen nur deshalb zu produzieren oder anzubieten, um Geld zu machen, ist in etwa so, als ob man essen würde, um dick zu werden oder Auto fahren, um Benzin zu verbrauchen.

Die Prinzipien der GWÖ unterstützen auch in besonderem Maße die Umsetzung der 17 Sustainable Development Goals (SDGs), die die Vereinten Nationen im Jahr 2015 verabschiedet haben. Es geht hier wie dort um eine globale, nachhaltige Entwicklung für „People, Planet, Prosperity, Peace and Partnership“.

Download GWÖ Fokusbericht >

1. Wert

Menschen- und Tierwürde

1. Wert

Menschen- und Tierwürde

4. Wert

Transparenz und Mitentscheidung

2. Wert

Solidarität & Soziale Gerechtigkeit

3. Wert

Ökologische Nachhaltigkeit

2. Wert

Solidarität & Soziale Gerechtigkeit

3. Wert

Ökologische Nachhaltigkeit

4. Wert

Transparenz und Mitentscheidung

FAQs

zum Thema zukunftsfähige Ernährung

Wissenschaftliche Untersuchungen und die Ernährungsgesellschaften der Welt sind sich darin einig: Eine rein pflanzenbasierte Kost, die täglich Gemüse, Hülsenfrüchte, Getreide, Nüsse, Samen und Früchte enthält, ist für die Menschen in allen Lebenslagen bedarfsdeckend und gesund. Entscheiden wir uns dann noch für saisonale, regionale und aus biologischem Anbau stammende Lebensmittel und reduzieren die Verwendung von industriell vorgefertigten Speisen und von Zucker, voilà: Dann haben wir Genuss, Gesundheit, Umwelt- und Tierschutz in einem!

Veganer (essen ausschließlich pflanzliche Lebensmittel) haben ein höheres Risiko für einen Vitamin B12-Mangel als Vegetarier (essen zusätzlich Eier, Milch und Käse) und Mischköstler (auch „Omnivoren= Allesesser“ genannt, essen alle tierischen und pflanzlichen Lebensmittel). Aber auch diese können Mängel entwickeln. Deshalb wird auch Mischköstlern empfohlen, ab dem 50. Lebensjahr oder wenn sie rauchen, Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin B12 zu nehmen.

Algen und fermentierte Produkte wie Sauerkraut enthalten teilweise hohe Mengen an für den Menschen verfügbarem Vitamin B12, aber stark schwankend. Dieser Umstand ist noch nicht genug erforscht und somit nicht zuverlässig.

In einigen Ländern der Welt wie USA und Kanada wird Vitamin B12 bestimmten Nahrungsmitteln, wie zum Beispiel Mehl oder Pflanzenmilch zugesetzt und dies obwohl sich die Bevölkerung überwiegend mischköstlich ernährt!  In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist dies nicht der Fall.

Pflanzenfressende Tiere nehmen Vitamin B12 auf der Weide durch mit Kot kontaminierten Pflanzen oder den Verzehr der eigenen Fäkalien auf und fressen Insekten auf Blättern oder in Früchten. In der Massentierhaltung wird dem Tierfutter immer Vitamin B12 zugesetzt. Somit nehmen Mischköstler in der Regel Vitamin B12 auch als Nahrungsergänzungsmittel, allerdings über den Umweg des Tieres zu sich.

Soja ist eine der ältesten und eiweißreichsten Kulturpflanzen der Menschheit und daraus hergestellte Produkte wie Tofu, Tempeh, Sojamilch und Sojasoße sind großartige Nahrungsmittel mit Jahrtausende alten Traditionen in den Esskulturen ihrer Ursprungsländer und heute aus dem Speiseplan nicht mehr wegzudenken. Dennoch ist eine pflanzliche Ernährung auch ohne Soja möglich, wenn man das möchte oder muss, weil man zu den seltenen Soja-Allergiker*innen gehört. Auch andere Hülsenfrüchte wie Kichererbsen, Bohnen und Linsen enthalten viel Eiweiß, wenn auch nicht ganz so viel wie Soja.

Der größte Teil (ca. 80 Prozent) des weltweiten Sojaanbaues wird jedoch in der Intensivtierhaltung verfüttert und ist gentechnisch verändert. Somit nimmt man große Mengen von Soja über den Umweg von Milch, Eiern, Käse oder Fleisch auf. Mehr dazu auf wwf.de

Wir verwenden ausschließlich Sojaprodukte regionaler Bio-Hersteller, wie zum Beispiel „Taifun“ oder „Schwarzwald Miso“, die ausschließlich europäisch angebautes Soja verwenden. Wer also Soja im Rahmen einer rein pflanzlichen Ernährung als Tofu, Tempeh, Sojamilch oder Sojasoße isst und nicht über den Umweg des Tieres, rettet den Regenwald!

Die Firma Taifun beantwortet diese Frage folgendermaßen:

„Der Ursprung von Tofu liegt in China . Seit über 1.000 Jahren lieben Chinesen ihren Tofu, erste geschichtliche Erwähnungen reichen bis zu 2.000 Jahre zurück. Die Sojabohne selbst soll schon vor 5.000 Jahren angebaut worden sein und gilt somit als eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt.

Die Herstellung von Tofu ist der von Käse sehr ähnlich. Käse entsteht durch die Gerinnung von Kuh-, Schafs- oder Ziegenmilch, Tofu durch die Gerinnung des Sojabohnensaftes, der sogenannten „Sojamilch“. Damit die Sojamilch gerinnen konnte, wurde gereinigter Gips (Calciumsulfat ) verwendet – ein Naturprodukt, das sich in den Bergen Chinas abbauen lies.

Vor gut 1.000 Jahren gelangte Tofu – wie auch die Teepflanze übrigens – vermutlich über buddhistische Einflüsse vom Festland nach Japan. Dort wurde aufgrund der Insellage die Gerinnung mit einem Meerwasserauszug, dem Nigari (Magnesiumchlorid) vollzogen. Später kombinierte man ihn auch mit Calciumsulfat. Beide Stoffe, der Gips der Berge und das Salz des Meeres, kann man als die traditionellen Mittel für die Gerinnung von Eiweiß in der Tofuherstellung ansehen. Mit Nigari lässt sich unserer Meinung nach ein hervorragender glatter und zugleich süßlicher Tofu von mittelfester Konsistenz herstellen. Mit Calciumsulfat hingegen lässt sich auch ein etwas festerer Tofu produzieren, der in der klassischen asiatischen Küche sehr gern in Wok-Gerichten verwendet wird. Vor rund 500 Jahren hatte sich Tofu schließlich über den gesamten ostasiatischen Raum verbreitet, wo er in der Ernährung bis heute von großer Bedeutung ist. Wir von „Taifun“ haben es uns zur Aufgabe gemacht, Tofu in die westliche Welt zu übersetzen. Mit Respekt und Neugierde reihen wir uns hierbei in die jahrtausendealte Tradition der Tofumacher ein.“

Tofu passt perfekt zu einer ausgewogenen Ernährung. Er wirkt basisch und enthält alle essentiellen Aminosäuren. Besonders wertvoll ist Tofu, wenn er mit Getreide kombiniert wird. Die ideale Ergänzung von Tofu und Getreide macht das Aminosäurespektrum optimal für den Körper verfügbar. Seine Neutralität ist seine besondere Stärke. Durch Würzung und Zutaten lässt er sich in jede beliebige geschmackliche Richtung bringen und seine Konsistenz passt sich jedem Koch-Stil an.

Nach der viele Jahre lang bevorzugten Man-the-Hunter-Hypothesis, wird heute von den Evolutionsbiologen überwiegend die Cooking Hypothesis vertreten: Die rasante Entwicklung des menschlichen Gehirns wurde beschleunigt dadurch, dass es das erste Tier war, das anfing zu kochen.

Zähne, Magensäure und Darmlänge weisen den Menschen ursprünglich als Frutarier aus, dessen seinem Überleben sehr dienliche Leistung es allerdings war, sich als Allesfresser (Omnivor) zu etablieren. Durch das Kochen konnte er zusätzlich sowohl holzige Wurzeln als auch unverdauliche Getreidekörner verwertbar machen und seinem Gehirn wichtige Kohlehydrate liefern.

Getreide war gut lagerfähig und konnte dadurch Hungerphasen verhindern. Fleisch in gekochter Form ist ebenfalls besser verdaulich als im Rohzustand und liefert energiedichtes Fett, was in den Mangelphasen früherer Generationen ein wichtiger Überlebensaspekt war.

Unser Problem heute in den westlichen Zivilisationen ist aber eher, dass unsere Nahrung eine zu große Energiedichte aufweist und so zusammen mit mangelnder Bewegung und zu viel Zucker für Übergewicht und den daraus resultierenden Zivilisationskrankheiten sorgt. Wir sind also auf Fleisch überhaupt nicht mehr angewiesen, im Gegensatz zu manchen Naturvölkern oder Mangelregionen, die es auch heute noch gibt. Also sollten vor allem wir Menschen der Industrienationen uns an diese neuen Gegebenheiten anpassen und eine moderne zeitgemäße Art der Ernährung bevorzugen.

Wir nehmen oft an, dass nur Veganer und
Vegetarier bestimmte Überzeugungen haben bzw.
einem Glaubenssystem folgen, wenn es um den
Verzehr von Tieren geht. Aber die meisten von uns
in Europa – im Gegensatz zu beispielsweise den
Chinesen – essen nur deshalb zum Beispiel
Schweine und keine Hunde, weil auch wir gewissen
Überzeugungen folgen.
Wenn Tiere essen keine Überlebens-Notwendigkeit
darstellt, was heute auf viele Menschen in der Welt
zutrifft, dann handelt es sich um eine Entscheidung
– und Entscheidungen resultieren stets aus
Überzeugungen. Liebenswert oder lecker? Worin liegt der
Unterschied? Der größte Unterschied zwischen
„Haustieren“ und „Nutztieren“ besteht darin,
wie wir sie wahrnehmen.
Genauso wie Hunde oder Katzen sind auch
„Nutztiere“ intelligente Individuen mit Gefühlen
und Vorlieben, denen etwas an ihrem Leben liegt.
Hühner, Kühe, Schweine und Fische werden
manchmal sogar als „Haustiere“ gehalten und
geliebt. Alle Tiere können Freude und Schmerz
empfinden, auch „Nutztiere“ leiden nicht weniger
als andere Tiere.
Schweine sind genauso intelligent wie dreijährige
Kinder. Hühner erlernen ungefähr 30 verschieden
Warnrufe für unterschiedliche Gefahren. Kühe
entwickeln feste und dauerhafte Bindungen mit
anderen Individuen ihrer Herde. Fische und
Krebstiere verfügen über Schmerzrezeptoren und
sind weitaus intelligenter als bisher angenommen.
Wenn es um den Verzehr von Tieren geht, wird
unsere Wahrnehmung größtenteils, wenn nicht gar
vollständig von unserer Kultur beeinflusst. Weltweit
wird Menschen in den fleischessenden Kulturen
beigebracht, jeweils nur eine kleine Hand voll
Tierarten als „essbar“ einzustufen, während alle
anderen Tierarten als „nicht essbar“ und
gegebenenfalls ekelhaft klassifiziert werden.
Würdest du gerne ein Gulasch aus dem Fleisch
eines Golden Retrievers essen?
Die US-amerikanische Psychologin Dr. Melanie
Joy, im Jahr 2013 Preisträgerin des „Ahimsa
(Prinzip der Gewaltfreiheit) Award“, der zuvor
bereits Nelson Mandela und dem Dalai Lama verliehen wurde, benennt und analysiert dieses
normative und dominante System und vergleicht es
mit dem System des „Patriarchats“, die beide
aufgrund ihrer Allgegenwärtigkeit unerkannt
bleiben.

„ Wir sehen den Verzehr von Fleisch nicht so wie wir
Vegetarismus sehen – als eine Wahl, basierend auf
einer Reihe von Annahmen über Tiere, unsere Welt
und uns selbst. Vielmehr sehen wir es als gegeben
und natürlich, so wie die Dinge nun mal sind und
immer sein werden. Wir essen Tiere, ohne darüber
nachzudenken, was wir gerade tun und warum wir
es tun, denn das Glaubenssystem, das dieses
Verhalten untermauert, ist unsichtbar. Jenes
Glaubenssystem nenne ich Karnismus.“
Quelle: Melanie Joy, Warum wir Hunde lieben,
Schweine essen und Kühe anziehen, Münster 2013.

Das sogenannte „Fleisch-Paradoxon“ beschreibt
den Wunsch der meisten Menschen, Tieren nicht zu
schaden und der gleichzeitigen Entscheidung für
eine Ernährung, die den Tieren schadet.
Psychologen gehen davon aus, dass dieser Konflikt
zwischen Wertvorstellungen und Verhalten zu
kognitiver Dissonanz (ein durch den Konflikt
verursachter als unangenehm empfundener
Gefühlszustand) führt, welchen Fleischesser mit
verschiedenen Argumentationen versuchen
abzuschwächen. Den Tieren, die sie als
Nahrungsmittel betrachten, sprechen sie
Bewusstsein, Schmerzempfindlichkeit und
Leidensfähigkeit ab oder verdrängen jeden Zusammenhang zwischen der Fleischauslage im
Supermarkt und dem Lebewesen auf ihrem Teller,
das dafür getötet werden musste. Die
Fleischindustrie unterstützt dies bewusst noch
dadurch, dass Schlachthäuser und Mastanlagen
quasi verborgen werden und auf den Verpackungen
Fotos von glücklichen Tieren gezeigt werden.

Der israelische Spitzenkoch Yotam Ottolenghi hat darauf eine Antwort:

„Meine Unerfahrenheit verleitete mich zu der Annahme, es existiere nur eine begrenzte Zahl vegetarischer Gerichte, und es würde nicht allzu lange dauern, dann wäre ich mit allen durch. Aber weit gefehlt! Sobald ich nur richtig die Augen aufmachte, entdeckte ich eine ganze Welt voller Zutaten und Zubereitungsmethoden. Und nicht nur mir erging es so! Viele Menschen, die anfangs der befürchteten Einschränkung wegen etwas lustlos an das Thema herangegangen waren, hatten begonnen, die gesamte Bandbreite verschiedener kulinarischer Traditionen, Gerichte und Zutaten zu erfassen, die das Gemüse nun in neuem Glanz erstrahlen lassen.

So wie ich fühlen sich auch andere Köche durch die Fülle bestätigt, aus der man schöpfen kann und die das Kochen mit Gemüse so spannend macht. …Wir haben Spaß daran, Märkte und Fachgeschäfte zu durchstöbern oder online nach ungewöhnlichen getrockneten Kräutern oder einer bestimmten Currymischung zu suchen. Wir lesen Kochbücher und verfolgen Kochsendungen, in denen neue Gartechniken oder anspruchsvolle Backrezepte vorgestellt werden. Wir schöpfen aus dem Vollen und nutzen die vielfältigen Möglichkeiten, die uns die Welt zu Füßen legt.“

Quelle: Aus dem Vorwort von seinem Kochbuch „Vegetarische Köstlichkeiten“, München 2014.

Der seit einigen Jahren anhaltende Trend zu einer pflanzlichen Küche ist großartig aus vielen Gründen! Aber wie bei jedem Trend gibt es die Tendenz verschiedener Hersteller auf Teufel komm raus damit möglichst viel Gewinn machen zu wollen. Auch manche Blogger*in und viele Kochbuchautor*innen ringen um größtmögliche
Originalität und so wie kein Mischköstler im klassischen Supermarkt 20 verschiedene Joghurtsorten braucht, braucht auch keine Veganerin 30-Gramm-Tütchen mit „Kale-Chips“ (Grünkohl im Backofen knusprig gebacken), die durch den Beinamen „Superfood“ für 4 Euro verkauft werden können. Wenn allerdings Hobby-Köche statt aus Japan eingeführtem Kobe-Rind ihr Geld für ebenfalls aus Übersee eingeführte Gojibeeren ausgeben, sich rohköstliches weißes Mandelmus kleiner Manufakturen als Soßenbinder und die Vielfalt internationaler fair geernteter Bio-Gewürze gönnen, ist das doch allemal besser!

Für die Gesundheit notwendige und schmackhafte Grundnahrungsmittel wie Getreide, Hülsenfrüchte, saisonales Obst und Gemüse, Nüsse und Samen sind trotz des sehr zu empfehlenden Kaufs in Bio-Qualität immer billiger als Fleisch, Wurst, Käse und Fisch, außer man vergleicht die Kosten mit denen für konventionelle Massentierhaltungsware. Vegane und natürlich auch nicht-vegane Fertigpizzen und andere sogenannte Convenience-Produkte sind nur dann billig, wenn wirklich darin nur Schrott verarbeitet wird. Damit kann man sich sowohl vegan als auch mischköstlich keinesfalls gesund ernähren!

Mit guten Zutaten handwerklich hergestellte und dadurch geschmacklich hervorragende „Fertigprodukte“, wie man sie in toller Auswahl an den Bäcker- und Metzgertheken z. B. in Frankreich (unverpackt!) findet, haben ihren Preis, den deutsche Verbraucher*innen häufig leider nicht zu zahlen bereit sind.

EU- und deutsche Subventionen verschleiern ebenso wie die Mehrwertsteuer schon lange die Preiswahrheit (= Was kostet ein Produkt wirklich in der Herstellung?) und haben insbesondere die deutschen Konsument*innen an sehr niedrige Ausgaben für Lebensmittel gewöhnt, die mit nachhaltigen Produktionsmethoden nicht vereinbar sind. Im Jahr 1950 gaben die deutschen Privathaushalte noch 57% ihres Einkommens für Essen aus, 1970 noch 20 %, heute sind wir bei ca. 10% angelangt. Quelle für die Zahlen: WELT News vom 25.5.2017.
Auch die gesundheitlichen Folgekosten und die Umweltkosten, die durch industriell schlecht erzeugte Lebensmittel entstehen, werden von der Allgemeinheit getragen. Wobei hier die Verdienste einer seriös produzierenden Lebensmittelindustrie um die Versorgungssicherheit ausdrücklich erwähnt werden müssen.

Selber zu kochen und zu backen, selbst Gemüse anzubauen und auf dem Wochenmarkt regional und saisonal in Bioqualität einzukaufen ist erstrebenswert, sowohl im Hinblick auf die Kosten, als auch auf die Gesundheit. Aber nicht jede/r hat die Zeit dafür oder möchte sie sich nehmen.

Nicht vergessen sollte man dabei auch den feministischen Aspekt, dass das tägliche Kochen in Familien immer noch überwiegend von Frauen geleistet wird und die weitestgehende Abschaffung dieser Tätigkeit eine emanzipatorisch gemeinte Forderung war und immer noch sein kann.

Daraus leitet sich die dringende politische Forderung ab, gesunde und nachhaltig produzierte Gemeinschaftsverpflegungen in Kitas, Schulen, Krankenhäusern, Heimen und Universitäten und auch in Firmen zu fördern und zu subventionieren. Eine weitere politische Forderung ist es, dass die Mehrwertsteuersätze für nachhaltige und gesunde Lebensmittel generell abgeschafft und auch diejenigen für selbsthergestellte Bio-Speisen in Restaurants verringert werden. Es ist völlig unlogisch, dass ein mit 7% MwSt. von einem
Restaurant eingekaufter Apfel durch die Verarbeitung zu Apfelmus mit 19% MwSt. belastet wird. Unser Vorschlag wäre, dies zunächst nur für Gastronomien einzuführen, die bio-zertifiziert sind und überwiegend pflanzliche Speisen anbieten. Die Lenkungswirkung einer solchen Steuerentlastung wäre sicher immens und würde die gewünschte Ausrichtung der Gastronomie in Richtung Zukunftsfähigkeit schneller voranbringen als es Appelle tun. Und Gastronomien können nachweislich als Vorbilder fungieren, an denen sich die Gäste auch für ihr Essverhalten zuhause orientieren. Als „Pioniere des Wandels“ können sie – so wie wir im VOGLHAUS – einen wichtigen Beitrag bei der nötigen Transformation des Ernährungssystems zu nachhaltigen Essgewohnheiten leisten.
www.wbgu.de

Und warum wird zum Beispiel Kuhmilch mit nur 7% MwSt. belastet, ein Pflanzendrink dagegen mit 19% MwSt.? Weil Pflanzendrinks (noch) nicht zu den
Grundnahrungsmitteln gezählt werden und weil eine starke Kuh-Milch-Lobby möchte, dass das auch so bleibt. Diese hat ja auch durchgesetzt, dass Pflanzendrinks nicht „Pflanzenmilch“ heißen dürfen mit der scheinheiligen Begründung, da könnten Verwechslungen passieren. Leider wurde dabei übersehen, dass Scheuermilch und Sonnenmilch viel gefährlicher sind, wenn diese mit Kuhmilch verwechselt würden. Oder etwa nicht? Gefordert sind viele kreative Ideen der Privatwirtschaft, wie man den Trend zur Außer-Haus-Verpflegung nachhaltig und gesund in eine funktionierende Geschäftsidee umsetzen kann.
„Quick-fine-dinig-healthy-food-concepts“ nennen das die Gastroexpert*innen und vermelden seit Jahren einen rasanten Anstieg und Erfolg solcher Konzepte.
Quelle: Hanni Rützler, Was essen wir morgen? 13 Food Trends der Zukunft, Wien 2005.

Bis Politik und Wirtschaft zu Lösungen kommen, bleibt es jedem selbst überlassen, Entscheidungen zu treffen.


Dritter Kurzurlaub im Jahr oder ganzjährig besseres Essen? Billiges Hackfleisch oder Bio-Soja-Bolo? Eine Stunde weniger Fernsehen, dafür selber kochen und Freunde dazu einladen?

Weitergehende Tipps, Infos und Rezepte: Patrick Bolk, Vegan, aber günstig. Spar dir das Tier, Mainz 2015.

Einer sich schneller durchsetzenden Akzeptanz von rein pflanzlicher Ernährung schadet oft der Absolutheitsanspruch, den manche dabei an den Tag legen und wie eine Trophäe vor sich hertragen. Wie es auch oft bei ehemaligen Rauchern der Fall ist, vergessen „konvertierte“ Veganer*innen, dass sie selbst oft (ihr halbes oder fast ganzes Leben) unhinterfragt tierische Produkte konsumiert haben. Natürlich bekommt man die Gedanken an die Tierquälerei, mit der die Intensivtierhaltung einhergeht, nicht mehr aus dem Kopf, wenn man diese Gedanken einmal zugelassen hat im eigenen Gehirn. Und begreift dann auch nicht mehr, dass es für den „festlichen Anlass“ die getötete Gans braucht.

Essen ist aber weit mehr als nur Nahrungsaufnahme und auch mehr als nur Geschmackserlebnisse.

Mit bestimmten Gerichten und Küchentraditionen verbindet man gute (und schlechte) Ereignisse und Erzählungen, oft Erlebnisse aus der Kindheit. Geschmacksvorlieben sind nur bedingt angeboren, überwiegend jedoch erlernt und mit einem sozialen und psychologischen Bewertungssystem verschaltet.

„Fleisch“ wird in solchen Bewertungssystemen mehrheitlich mit „Männlichkeit“ gleichgesetzt. Das erschwert es, insbesondere junge Männer für eine pflanzliche Kost zu begeistern.

„Fleisch“ wird auch in Deutschland immer noch mit Wohlstand gleichgesetzt, obwohl es mittlerweile billigst zu haben ist. Deshalb meinen Flexitarier (Teilzeitvegetarier*innen und – Veganer*innen) oft, ihren eingeladenen Gästen zu besonderen Anlässen kein rein pflanzliches Gericht „zumuten“ zu können, da es als fehlende Großzügigkeit des Gastgebers interpretiert werden könnte.

Doch: Jedes Essen zählt! Ein veganer Tag pro Woche ist besser als gar keiner.

Wer in Deutschland aufgewachsen ist, ist in der Regel mit „gutbürgerlichem“, deftigem Essen aufgewachsen und hat dadurch geprägte Geschmacksvorlieben entwickelt, die sich nicht notwendigerweise grundlegend ändern müssen, wenn man auf tierische Produkte verzichten möchte.

„Dass aber dieses Verlangen nach ‚Fleisch‘ nicht auf dem Fleisch an sich beruht, sondern viel mehr durch die Würzung und Veredelung, also die Zubereitung, hervorgerufen wird, kann sich jeder bewusst machen, in dem er einmal in ein blankes, ungewürztes und unverarbeitetes Stück Filet beißt. Das ist nicht das, wonach wir uns sehnen, vielmehr sind es die Röstaromen durch das Braten, die Vielzahl an Geschmäckern durch Gewürze, eben die Verarbeitung des rohen Fleisches. Das Fleisch selbst dient in erster Linie der Textur und Beschaffenheit.“

Quelle: Aus dem Vorwort des Kochbuches von Björn Moschinski, „Vegan Kochen für alle“, München 2012.

Im VOGLHAUS halten wir es deshalb für eine gute Idee, auch immer wieder regionale Klassiker und Lieblingsgerichte zu „veganisieren“, wie wir das hausintern nennen und kein großes Aufsehen darum zu machen. So gelingt es uns, viele Nicht-Veganer*innen damit bekannt zu machen, dass eine rein pflanzliche Küche nicht nur asiatisch inspirierte Wok-Gerichte und Quinoa-Aufläufe hervorbringen kann. Bedingung für uns ist immer, dass ein Gericht mindestens so gut schmecken muss wie das Original.

Zum Beispiel bieten wir „Zürich Geschnetzeltes“, das traditionell mit Kalbfleisch und Sahne zubereitet wird, in der exakten Würztechnik des Originals an, nur tauschen wir das Kalbfleisch gegen Lupinengeschnetzeltes oder „Planted Chicken“ www.eatplanted.com, beide im Biss diesem sehr ähnlich und binden die Soße mit Mandelmus und Mandelmilch anstatt mit Sahne. Schmeckt großartig, sehr ähnlich, dem großartigen Original. Es erspart uns CO2 mit dem Faktor 5 und rettet einem Kälbchen das Leben. Was ist daran problematisch?

„Clean Meat“ = „Cultured Meat“ = „In-vitro-Fleisch“ = „Zellkulturfleisch“ ist das derzeit weltweit und vor allem in Silicon Valley bevorzugte Forschungsgebiet. Wer damit als erstes zu einem vernünftigen Preis auf den Markt kommt, hat gewonnen. Bill Gates, China und andere Großinvestoren investieren ungeheure Summen in dieses Thema. Mit dem Slogan „100% Fleisch, 0% Tierleid“ wirbt die Branche bereits dafür. Aus Muskelzellen von Tieren wird mit Nährlösungen und elektrischen Reizen im Labor Gewebe gezüchtet. Diese Technologie ist schon lange im Einsatz für künstliche Herzklappen, Hautgewebe, Ohrmuscheln etc. Zurzeit sind die Kosten und der Bedarf an tierischen Ausgangszellen noch nicht optimal, auch der Stromverbrauch muss noch gesenkt werden. Aber man rechnet in einigen Jahren mit einem Durchbruch und in ca. 10 Jahren mit der weltweiten Verbreitung. Man verbraucht damit deutlich weniger Land als bei der Tierhaltung, da es keine Weide braucht und keinen Futteranbau und man spart sehr viel Wasser ein, ein immer mehr in den Fokus der Kritik von Tierhaltung rückender Aspekt. Geschmacklich steht ein Hamburger aus Clean Meat einem konventionellen Hamburger bereits schon jetzt in nichts nach, ist zusätzlich aber gesünder, da er keine Antibiotika und Hormone enthält und Fett in genau der Menge, die man möchte. Pflanzenbasierte Kost ist zwar in allen Parametern umweltfreundlicher, aber uns allen ist klar, dass viele Menschen freiwillig auf Fleisch nicht verzichten wollen. Deshalb ist diese Technik auch der eigentliche Hoffnungsschimmer für die Tiere, nicht unbedingt die vegane Bewegung. Umfragen zeigen, dass es zum Glück eine große Aufgeschlossenheit gegenüber Zellkulturfleisch unter den Konsument*innen gibt. Wichtig dabei ist es, dass es die Politik nicht versäumt, diesbezügliche Patente zu verhindern, die die Technik in die Hände weniger Großkonzerne konzentrieren würde, sondern dafür sorgt, dass entsprechende Produktionen regional und in mittelständischen Unternehmungen umgesetzt werden und so eine Zukunftschance für Metzgerei-Fachbetriebe und Landwirtschaften bieten können. In den Niederlanden entsteht gerad ein zellulärer Bauernhof als Demonstrationsmodell, der zeigen möchte, wie die Transformation eines landwirtschaftlichen Betriebs in eine Produktionsstätte von Cultured Meat aussehen kann. www.respectfarms.com. Vorgestellt von Hanni Rützler in ihrem Food Report von 2023, Seite 138.

Wir pflegen im VOGLHAUS bei dem Thema „vegan“ und dem Thema „bio“ einen möglichst entspannten, undogmatischen Umgang mit unseren Gästen, weil wir der Überzeugung sind, dass man die Welt nur mit Genuss retten kann.

Unsere seit Jahren steigenden Essenszahlen zeigen, dass das der richtige Weg ist.

Ein diskreter Hinweis auf der Speisekarte ist für eine schnelle Orientierung der Gäste dennoch gut und wichtig: g für glutenfrei, l für lactosefrei, v für vegan. Vegetarisch ist offensichtlich und braucht nicht näher deklariert zu werden. Bio ist bei uns alles und für uns selbstverständlich.

Wer sich weitergehend informieren möchte, ist herzlich eingeladen, unsere überall ausgestellten Broschüren mitzunehmen oder bei uns zu lesen oder hier auf unserer Homepage zu schmökern.